Quellensteuer auf dividendengleiche Zahlungen - FAQ

Hintergrund

Zum 1. Jänner 2017 tritt eine neue IRS-Regelung in Kraft, laut der Nicht-US-Personen, die Derivate-Positionen auf US-Aktien halten, US-Quellensteuern auf US-amerikanische dividendengleiche Zahlungen abführen müssen. Zuvor wurde die US-amerikanische Quellensteuer auf diese Zahlungen nicht verhängt. Diese Richtlinien besagen, dass Intermediäre, wie z. B. Interactive Brokers, als Quellensteuervermittler agieren und US-Steuern im Auftrag der IRS einfordern. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick zu der Steuer, ihrer Bestimmung sowie welche Finanzprodukte von ihr betroffen sind.
 
Übersicht
Welchen Zweck hat diese Richtlinie?
Diese Verordnung hat ihren Ursprung in Section 871(m) des Internal Revenue Code und beabsichtigt eine Vereinheitlichung der US-Steuerbehandlung von Nicht-US-Personen hinsichtlich Dividenden auf US-amerikanische Aktien und dividendengleiche Zahlungen bei Derivate-Kontrakten, die (zu einem hohen Grad) die Inhaberschaft solcher Aktien replizieren.
 
Ein Beispiel hierzu wäre ein Gesamtrendite-Swap mit IBM als zugrunde liegende Aktie.  Eine Nicht-US-Person, die eine IBM-Aktienposition hält, unterläge bei Dividendenausschüttungen einer 30%igen US-Quellensteuer (vertraglich reduziert). Jedoch vor der Implementierung der Section 871(m) konnte eine Nicht-US-Person, die Long-Exposure zu IBM auf den Swap hält, dividendengleiche Zahlungen ohne US-Quellensteuerabzüge erhalten. Dies war gang und gäbe, obwohl die Zahlungen eine ähnliche wirtschaftliche Beteiligung replizierten. Section 871(m) erachtet nun diese "dividendengleichen Zahlungen" im Rahmen der US-amerikanischen Quellensteuer als steuerpflichtig.
 
Was ist eine dividendengleiche Zahlung?
Eine dividendengleiche Zahlung wird als jeglicher Bruttobetrag definiert, der als Auszahlung einer Dividende im Rahmen einer US-Aktie erfolgt und der zur Berechnung eines Nettobetrages genutzt wird, der entweder an die bzw. von der Long-Partei überwiesen wurde, selbst wenn die Long-Partei eine Nettozahlung an die Short-Partei überweist oder die Nettozahlung null beträgt. Demnach würden solche Zahlungen nicht die eigentliche Zahlung anstelle der Dividende enthalten, jedoch eine geschätzte Dividendenausschüttung, die bei der Berechnung einer oder mehrerer Transaktionsbedingungen, einschließlich des Zinssatzes, des Nominalbetrags oder des Kaufpreises indirekt berücksichtigt werden.
 
Im Falle einer börsennotierten Call-Option auf eine US-Aktie hat der Inhaber des Calls keine Berechtigung zum Erhalt der Dividende, mit Ausnahme, dass die Option vor dem Ex-Tag der Dividende ausgeführt wird. Nichtsdestotrotz berücksichtigt der Aufschlag, der vom Inhaber zum Erwerb der Option gezahlt wird, indirekt den gegenwärtigen Wert der voraussichtlichen Dividenden binnen der Optionslaufzeit.[1] Da dieser Faktor dazu dient die Zahlung vom Optionskäufer zum Verkäufer zu senken, wird dies als dividendengleiche Zahlung, die dieser Verordnung unterliegen könnte, angesehen.
 
Wer unterliegt der Quellensteuer auf dividendengleiche Zahlungen?
Die Steuer gilt für geltende Positionen, die im Konto eines nicht US-amerikanischen Steuerzahlers gehalten werden. Die Regelung betrifft keine US-amerikanischen Steuerzahler. Konten von Nicht-US-Steuerzahlern werden üblicherweise durch die Übermittlung des IRS-W-8-Formulars bescheinigt und können sich auf die folgenden Kontotypen beziehen: Einzelkonto, Gemeinschaftskonto, Unternehmenskonten sowie Trust-Konten.
 
Welche derivativen Finanzinstrumente fallen potenziell unter die Quellensteuer für dividendengleiche Zahlungen?
Die Vorschrift stellt mittels eines zweiteiligen Tests fest, ob ein derivatives Finanzinstrument den Richtlinien unterliegt. Zuerst müssen die derivativen Instrumente die Dividende einer US-amerikanischen Aktie referenzieren. Zum Beispiel:
-          Aktienoptionen
-          Regulierte Single-Stock-Futures
-          Regulierte Index-Futures und Optionen auf Index-Futures
-          Strukturierte und börsengehandelte Notes
-          CFD-Kontrakte
-          Wandelanleihen
-          Wertpapierleihgeschäfte
-          Derivate auf benutzerdefinierte Körbe ("Baskets") und
-          Optionsscheine
 
Voraussetzung ist, dass es sich bei der zugrunde liegenden Position um eine US-Aktie handelt. Die Börse, mittels der das Finanzinstrument gehandelt wird, sowie die Identität der Gegenpartei haben keinen Einfluss auf die Anwendung der Richtlinien. Somit kann ein Derivat den Vorschriften unterliegen, ungeachtet dessen, ob es börsennotiert, over-the-counter, in den USA oder im Ausland gehandelt wird.
 
Zweitens muss das derivative Instrument explizit auf die wirtschaftlichen Aspekte der zugrunde liegenden US-Aktie zum Zeitpunkt der Emission hinweisen. Laut den Vorschriften wird Delta (für einfache Kontrakte) und ein sogenannter 'Äquivalenztest' (bei komplexeren Kontrakten) zum Zweck der Feststellung angewendet.
 
Delta ist das Maß, das zur Berechnung des Verhältnisses zwischen fairen Marktwertveränderungen des derivativen Finanzinstruments und fairen Marktwertveränderungen der von dem Derivat ausgewiesenen US-Aktie verwendet wird.  Zum Zweck dieser Richtlinie wird Delta generell nur ein einziges Mal für ein derivatives Finanzinstrument berechnet - zum Zeitpunkt seiner "Emission". Delta wird nicht erneut berechnet, wenn sich der faire Marktwert des zugrunde liegenden Wertpapiers ändert oder wenn das derivative Instrument am Sekundärmarkt wiederverkauft wird.
 
Für die meisten Kontrakte gelten die folgenden Regeln:
·         Vor 2017 – ein derivatives Finanzinstrument, das vor dem 1. Januar 2017 emittiert wird (d. h. jedes Instrument, das von einem Kunden am 31. Dezember 2016 bei uns gehalten wird), unterliegt nicht den neuen Regelungen zur Quellensteuer.
·         2017 - ein derivatives Finanzinstrument, das 2017 emittiert wird, unterliegt möglicherweise dem neuen Quellensteuerprogramm, vorausgesetzt, dass das Delta zum Emissionszeitpunkt 1.0 beträgt.
·         Nach 2017 – für derivative Finanzinstrumente, die nach dem 31. Dezember 2017 emittiert werden, gelten die neuen Quellensteuer-Vorschriften, falls das Delta zum Emissionszeitpunkt 0.8 oder mehr beträgt.
Wird das Derivat als "komplex" eingestuft, wird anstelle des Delta-Tests der Äquivalenztest angewendet. 
 
Wann wird ein derivatives Finanzinstrument emittiert?
Der Zeitpunkt, an dem ein derivatives Instrument emittiert wird, ist ausschlaggebend. Durch den Zeitpunkt wird festgelegt, ob das Finanzinstrument den Richtlinien unterliegt (dies gilt nicht für Finanzinstrumente, die vor 2017 emittiert wurden) und wann das Delta berechnet wird. Allgemein wird ein Finanzinstrument bei seiner Entstehung "herausgegeben", wodurch es nach seinem Beginndatum oder seinem ursprünglichen Ausgabedatum festgelegt werden kann. Finanzinstrumente werden nicht emittiert, wenn sie erneut in den Sekundärmarkt verkauft werden.
 
Daraus ergeben sich Unterschiede in den Emissionsregeln für börsennotierte Optionen, Futures, andere börsengehandelte Produkte sowie OTC-Produkte. Zum Beispiel wird eine börsennotierte Option, die auf einer US-amerikanischen Börse gehandelt wird, zunächst nicht herausgegeben, wenn Sie von einer Börse erstmals als für den Handel verfügbar notiert wird. Stattdessen wird die börsennotierte Option emittiert (Delta wird festgelegt), wenn die Option vom Kunden eingegangen wird. Hingegen werden übertragbare Derivate, wie z. B. börsengehandelte Notes, Wandelanleihen und Optionsscheine emittiert, wenn sie erstmals verkauft werden. Das zu diesem Zeitpunkt berechnete Delta würde übertragen, wenn das Derivat von einem darauffolgenden Käufer erworben würde. 
 
Gibt es Ausnahmen?
Die Vorschriften beinhalten eingeschränkte Ausnahmen im Hinblick auf die Quellensteuer. Zum Beispiel:
•        ein derivatives Finanzinstrument, das den sogenannten “qualifizierenden Index” (qualified index) referenziert - ein im Allgemeinen passiver und öffentlich erhältlicher Index auf US-Aktien wie z. B. S&P 500, NASDAQ 100 oder Russell 2000.
•        ein derivatives Instrument mit Bezug auf einen Index, der über eine geringe oder keine US-Kapitalzusammensetzung verfügt – wie z. B. der Hang Seng Index.
•        wenn die dividendengleiche Zahlung (oder ein Anteil davon) nicht der US-Quellensteuer unterliegen würde, da die Nicht-US-Person direkter Inhaber des zugrunde liegenden Wertpapiers wäre. Dies ist meistens der Fall bei derivativen Finanzinstrumenten für US-Investmentfonds, REITs sowie börsengehandelte Fonds, die 'Dividenden' zahlen, die wiederum als Kapitalerträge oder Kapitalrückzahlungen gehandhabt werden.
 
Gibt es konkrete Beispiele dafür, wann die Regelung Anwendung findet und wann nicht?
•        Am 2. Jänner 2017 erwirbt ein Kunde Single-Stock-Futures auf IBM. Das Delta des Futures beträgt 1.0. Der Future fällt somit unter die Regelung.
•        Am 28. Dezember 2016 erwirbt ein Kunde eine OCC-notierte Option auf IBM, die tief im Geld liegt. Das Delta des Futures beträgt 1.0. Die Option unterliegt nicht der Vorschrift, da sie vor 2017 emittiert wurde.
•        Am 15. Jänner 2017 erwirbt ein Kunde einen Index-Future auf einem Narrow-Based-Index. Angenommen, bei dem Index handelt es sich um keinen 'qualifizierenden Index'. Der Future fällt somit unter die Regelung.
•        Am 2. Jänner 2017 erwirbt ein Kunde börsengehandelte Notes, die US-Aktien mit einem Delta von 1.0 verfolgen. Die Notes wurden am 1. Juli 2016 emittiert. Die Option unterliegt nicht der Vorschrift, da sie vor 2017 emittiert wurde.
 
Wie wird die Quellensteuer auf dividendengleiche Zahlungen berechnet?
Falls das derivative Finanzinstrument der neuen Section 871(m) unterliegt, beträgt solch eine dividendengleiche Zahlung gleich viel wie der Preis der Dividende je Aktie auf die zugrunde liegende US-Aktie multipliziert mit der Anzahl der zugrunde liegenden Aktien, die durch das Finanzinstrument referenziert werden multipliziert mit Delta (z. B. ein Option-Kontrakt mit 100 Anteilen einer Aktie, die $1.00 in Dividenden erbringt sowie ein Delta von .80 hat, würde gemäß einer dividendengleichen Zahlung von $80.00 der Steuer unterliegen).
 
Im Falle eines komplexen Derivat-Kontrakts beträgt die dividendengleiche Zahlung gleich viel wie die Dividende pro Aktie auf den Basiswert multipliziert mit der Absicherung des Kontrakts zum Basiswert, der zum Zeitpunkt der Emission des Kontrakts berechnet wurde.
 
Wie werden Kontrakte zur Berechnung von Delta kombiniert?
Ab 2018 werden für Kunden, die derivative Instrumente wie z. B. einen Long-Call mit einem Delta von weniger als dem Grenzwert von .80 erwerben und gleichzeitig ein Put auf denselben Basiswert sowie dieselbe Aktienmenge binnen 2 Tagen verkaufen, diese Positionen kombiniert, damit festgestellt werden kann, ob diese Schwelle überschritten wurde (z. B. der Kauf eines Long-Calls mit einem Delta von 0.60 zusammen mit dem Verkauf eines Puts mit einem Delta von .40 würde ein Long-Delta von 1.0 ergeben).
 
2017 können ausschließlich OTC-Finanzinstrumente einer potenziellen Kombinierung unterliegen, um ein Instrument mit einem Delta von 1.0 zu ergeben. 
 
Welche Informationen bietet IB, um Kunden über betroffene Positionen zu informieren?
Um die Wahrscheinlichkeit einer Besteuerung durch die Quellensteuer zu verringern, plant IB einen Warnhinweis auf der TWS anzuzeigen, wenn Nicht-US-Personen eine Order erstellen, die die Steuer auslösen könnte. Dadurch wird Kunden die Möglichkeit gegeben die Order zu stornieren, um mögliche Steuerabzüge zu vermeiden bzw. um die Order zu übermitteln und möglicherweise die Steuer abzuführen, sollte eine Dividende zustande kommen. Kunden können die potenzielle Quellensteuer meiden, indem sie keine Derivate am anwendbaren Steuerdatum halten (dies ist üblicherweise der Stichtag der Dividende).
 
 

WICHTIGER HINWEIS: Wir bieten keine Beratung zu steuerlichen, rechtlichen oder finanziellen Angelegenheiten. Jeder Kunde muss mit seinen oder ihren persönlichen Beratern sprechen, um die möglichen Auswirkungen der Section 871(m) auf die Handelstätigkeiten des Kunden festzustellen.


[1] Obwohl der Inhaber einer Call-Option keine Dividende erhält, berücksichtigt der durch den Inhaber bezahlte Aufschlag für die Option voraussichtliche Dividenden (da der Aktienpreis voraussichtlich um den Betrag der Dividende am Ex-Tag fallen wird und Bardividenden niedrigere Call-Prämien beinhalten).